Sollte man das Abendmahl mit alkoholischem Wein feiern?

Ein Keramikkrug und sechs gefüllte Kelche auf einem Tablett, platziert mit einer offenen Bibel im Hintergrund.

Matthäus 26,27-29 · LUT Und er nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach: Trinket alle daraus; das ist mein Blut des Bundes, das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden. Ich sage euch: Ich werde von nun an nicht mehr von diesem Gewächs des Weinstocks trinken bis an den Tag, an dem ich aufs Neue davon trinken werde mit euch in meines Vaters Reich. (siehe auch Markus 14,23-25; Lukas 22,17-20)
1. Korinther 11,25 · LUT Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; das tut, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis.

Alkoholischer Wein beim Abendmahl oder nur Traubensaft? Was haben Jesus und seine Jünger eigentlich getrunken?

Abendmahl – nichts für Alkoholiker?

Die Verwendung von alkoholischem Wein während der Abendmahlsfeier hat in vielen Kirchen zu Diskussionen geführt. Für einen alkoholkranken Christen kann der Abendmahlswein einen Rückfall einleiten, weil dafür geringste Mengen Alkohol ausreichen. Muss er deshalb also vom Abendmahl ausgeschlossen bleiben oder soll er dabei vor allen als Suchtkranker bloßgestellt werden? Die katholische Kirche entgeht diesem Dilemma, da seit 1415 nur der Priester aus dem Kelch trinkt. Damit geht aber ein Teil des biblischen Abendmahls verloren, bei dem Brot und Wein von allen Teilnehmern konsumiert wurden.

Alkoholischer Wein oder Traubensaft?

„oinos“

Das griechische Wort „oinos“ kann sowohl vergorenen als auch unvergorenen Wein meinen.

Wenn wir in unseren Bibeln von Brot und Wein beim Abendmahl lesen, denken wir verständlicherweise automatisch an alkoholischen Wein, so wird das Wort „Wein“ ja heute gebraucht. Das griechische Wort „oinos“ kann aber sowohl vergorenen als auch unvergorenen Wein meinen. In manchen antiken Quellen (Columella, Plinius, Cato) wird deutlich, dass man unvergorenen Wein (Traubensaft) als guten Wein betrachtete und vergorenen Wein als minderwertig. Es gab damals außerdem Techniken, um Traubensaft haltbar zu machen (z. B. Einkochen, zu Sirup machen, Schwefel). Ging ein Saft in Gärung über, entwickelte er sich bei nicht ausreichend kühler Lagerung schnell zu Essig und verlor den Verkaufswert.

Alkohol beim Passahfest?

Weil das Abendmahl aus dem Passahfest hervorgegangen ist, könnten wir bei der Beantwortung der Frage, ob Jesus den Jüngern Alkohol oder Traubensaft gereicht hat, auch auf die jüdische Tradition blicken. Während des Passahfestes war den Israeliten das Essen von gesäuertem Brot streng verboten. Alles was Gärung hervorrufen konnte (hebr. seor, d. h. Sauerteig) oder Gärung durchlaufen hatte (hebr. chamets, d. h. sauer, gesäuert, gegoren, fermentiert sein, davon stammt das Wort chomäs, d. h. Essig), musste aus dem Haus entfernt werden (2. Mose 12,15.17-20). Einige rabbinische Aussagen beziehen dieses Gebot Gottes auch auf Getränke. Andere weisen darauf hin, dass Sauerteig hauptsächlich eine Milchsäuregärung durchläuft, die sich von der alkoholischen Gärung deutlich unterscheidet (es wird jedoch auch ein wenig Alkohol durch „wilde“ Hefe erzeugt). Bei der Einsetzung des Passahfestes ist vom Wein jedoch keine Rede. Das obligatorische Trinken von vier Gläsern Wein ist eine spätere jüdische Tradition. Das Alte Testament sagt nichts über den Passahwein.

Alkohol beim Abendmahl?

Im neuen Testament wird in Bezug auf das Abendmahl nur vom „Kelch“ und dem „Gewächs des Weinstocks“ gesprochen (z. B. Matthäus 26,26-29). Ob Jesus beim Abendmahl den Jüngern alkoholischen Wein gereicht hat oder unvergorenen Saft (aus Rosinen oder Sirup hergestellt oder auf andere Art konserviert), kann aus keinem neutestamentlichen Text direkt abgeleitet werden.

Paulus bezieht sich auf den israelitischen Brauch, während des Passahfestes allen Sauerteig aus den Häusern zu entfernen. In 1. Korinther 5,6-8 zeigt er uns auch das „Warum“ dieses Gebotes. Sauerteig war für die Israeliten ein Symbol der Sünde: Wie nur ein wenig Sauerteig eine ganze Schüssel Brotteig durchsäuert, so hat auch nur eine Sünde die ganze Welt verdorben. Weil sowohl das Brot des Passahfestes als auch des Abendmahls ein Symbol des sündlosen Leibes Christi ist, sollte es ohne Sauerteig (oder Hefe) gebacken werden.

Gärung – ein Symbol für Sünde und Verfall

Wenn aber die Milchsäuregärung des Brotes im Neuen Testament als Bild für die Wirkung der Sünde genommen wird, kann die alkoholische Gärung des Weines parallel dazu gesehen werden, selbst wenn sie chemisch anders abläuft. Auch ein wenig Hefe lässt den ganzen Traubensaft gären. Dies ist ein Hinweis auf die Verwendung eines nichtalkoholischen Weins bei der Einsetzung des Abendmahls. Nicht nur der Leib Christi, sondern auch sein Blut ist sündlos. Alkoholischer Wein ist also ein ungeeignetes Symbol für das sündlose Blut Jesu.

Die Autorin Ellen G. White schreibt: „Die ungesäuerten Brote, die in der Passahzeit gegessen wurden, liegen vor ihm. Der unvergorene Passahwein steht auf dem Tisch. Für Christus sind diese Dinge Sinnbilder für sein makelloses Opfer. Nicht verdorben durch Gärung, dem Sinnbild der Sünde und des Todes, weisen sie auf Jesus als ‘eines unschuldigen und unbefleckten Lammes’ hin.“ (Das Leben Jesu, S. 652).

Christliche Gemeinschaften des Ostens, die nicht oder nur wenig vom europäischen Christentum beeinflusst wurden, verwenden einen Abendmahlswein, der – in Anlehnung an die jüdische Tradition – kurz vor der Feier aus eingeweichten Rosinen hergestellt wird, um jede Gärung auszuschließen.

Nüchternheit – ein biblischer Wert

Im Neuen Testament werden die Christen dazu aufgerufen, besonnen, wachsam und nüchtern zu sein (1. Thessalonicher 5,6; 1. Petrus 4,7; 5,8). Das Wort „nüchtern (sein)“ im Neuen Testament (Wortstamm nepho) bedeutet vom ursprünglichen Wortsinn her so viel wie „keinen Wein trinken(d)“. Das wird zwar oft nur auf eine geistige Haltung hin verstanden, schließt aber den tatsächlichen Verzicht auf berauschende Getränke ein. Auch im Alten Testament finden wir eine kritische Haltung gegenüber Alkoholkonsum (Sprüche 23,29-35).

Fazit

Es gibt gute Gründe dafür, beim Abendmahl nicht-alkoholischen Wein zu verwenden. Erstens folgt dies dem Beispiel Jesu, der keinen Wein in unserem heutigen Sinne ausschenkte, zweitens werden dadurch Alkoholkranke nicht gefährdet oder bloßgestellt, drittens ist Alkohol als Zerfallprodukt generell kein brauchbares Symbol für das Blut Jesu.

Zum Nachdenken

  • Wie habe ich das Abendmahl bisher erlebt?
  • Welche Rolle spielt Alkohol in meinem Leben?
  • Inwiefern wäre es für mich ein Problem, mir ein Abendmahl ohne Alkohol vorzustellen? Woran liegt das?


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