Allerseelen: Totenkult im christlichen Gewand?

Grabstein

Psalm 49,8-10 · LUT Kann doch keiner einen andern auslösen oder für ihn an Gott ein Sühnegeld geben – denn es kostet zu viel, ihr Leben auszulösen; er muss davon abstehen ewiglich –, dass er immer weiterlebe und die Grube nicht sehe.

Allerseelen auf den Punkt gebracht

Beim Fest Allerseelen (2. November) gedenken Katholiken an die Verstorbenen. Zu diesem Tag werden oft schon am Vortag die Gräber dekoriert und gesegnet. Allerseelen ist kein gesetzlicher Feiertag, in Österreich aber schulfrei.

Dass man in liebevoller Erinnerung an die Verstorbenen denkt und die Gräber besucht, ist sicher etwas, was alle Christen gut nachvollziehen können. Es gehört aber noch mehr zum Allerseelen-Fest.

Zu Allerseelen werden auch Gebete, Fürbitten, Almosen und Ablässe für diejenigen erbracht, deren Seelen angeblich im Fegefeuer leiden. Man verspricht sich davon, dass den Verstorbenen ihre Strafe erleichtert wird und sie schneller in den Himmel kommen. Dieser Aspekt von Allerseelen ist aus biblischer Sicht problematisch.

Traditionelle Vorstellungen zur Seele

Wie der Name „Allerseelen” schon sagt, geht es um „alle Seelen“ der Verstorbenen. Viele Menschen glauben, dass jeder Mensch eine unsterbliche Seele als „göttlichen Funken“ in sich trägt. Wenn der Mensch stirbt, lebt diese Seele angeblich weiter – im Himmel, in der Hölle oder im Fegefeuer.

Heidnische Einflüsse

Die Vorstellung einer unsterblichen Seele kommt nicht aus der Bibel, sondern aus anderen Religionen und der griechischen Philosophie.

Diese Vorstellungen kommt aber nicht aus der Bibel, sondern es handelt sich eher um eine Vermischung christlichen Gedankenguts mit den Unsterblichkeitsvorstellungen anderer Religionen und der griechischen Philosophie.

Was ist die Seele?

Die Bibel spricht überraschenderweise nirgends von einer unsterblichen Seele. Der Begriff „Seele“ (hebräisch: nephesch, griechisch: psyche) bezeichnet meist das gesamte Lebewesen (Mensch oder Tier). Sehr gut sichtbar ist das in 1. Mose 2,7 · ELB: „Gott schuf Adam aus Staub und gab ihm etwas von seinem Lebens-Odem. Adam wurde dadurch zu einer lebendigen Seele“ (nephesch).

Man bemerke: Adam hatte keine Seele, er bekam auch keine Seele eingehaucht, sondern er wurde eine Seele! In Prediger 12,7 wird dieser Prozess genau umgekehrt beschrieben. Aus beiden Texten kann man die folgende „Zusammensetzung“ des Menschen ableiten:

Diagramm mit folgender "Rechnung": Erde, Staub + Gottes Lebensatem, Gottes Odem = Lebendige Seele, Lebewesen, Leben

Die Aussagen der Bibel sind ganz klar:

  • Sowohl Menschen als auch Tiere bekommen den göttlichen Lebensatem.
  • Sowohl Menschen als auch Tiere werden bei der Erschaffung eine lebendige Seele.

Zwei heute noch bekannte Redewendungen zeigen diese ursprüngliche Bedeutung von Seele (= Leben bzw. Lebewesen):

  • „S. O. S.“ („Save our Souls“) = „Rettet unser Leben“ (hier geht es um den ganzen Menschen, nicht um die Rettung seiner Seele).
  • Wenn man von einem „100-Seelen-Dorf“ spricht, meint man damit, wie viele lebende Menschen dort sind (und nicht, wie viele verstorbene Seelen). Wenn ein Mensch stirbt, handelt es sich nur noch um ein 99-Seelen-Dorf.

Genauso ist es in der Bibel auch, wenn von „Seele“ die Rede ist. Es geht einfach um Lebewesen oder lebende Menschen.

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Unsterblichkeit nur in Verbindung zu Gott

Der Begriff „unsterbliche Seele“ kommt nicht ein einziges Mal in der Bibel vor. Das Wort „Unsterblichkeit“ jedoch dreimal:

  • 1. Timotheus 6,16: Nur Gott allein hat Unsterblichkeit.
  • 1. Korinther 15,51-55: Der gläubige Mensch erhält die Unsterblichkeit bei der Wiederkunft Jesu und der Auferstehung der Toten.

Unsterblichkeit

Der Mensch ist nicht von sich aus unsterblich. Er kann aber Unsterblichkeit von Gott verliehen bekommen.

Bis dahin ist jeder Mensch (jede Seele) sterblich, wie auch etliche Texte bezeugen (z. B. Hesekiel 18,20).

Das folgende Bild kann das verständlicher machen. Wir Menschen sind wie Handys, die auf Akku laufen. Wir sind nicht unsterblich. Egal, ob wir gläubig sind oder nicht, wir haben nur eine bestimmte Akku-Laufzeit. Nur ein Leben in unmittelbarer Gegenwart Gottes bedeutet, dass wir „angesteckt“ sind und unser Akku niemals ausgeht. Diese Verbindung zu Gott ist notwendig, um ewig zu leben. Wer sich gegen ein Leben mit Gott entscheidet, der wird keine „Aufladung“ und „Verbindung“ zum ewigen Leben erhalten.

Wo sind die Verstorbenen jetzt?

Wenn ein Mensch stirbt, hört er vorübergehend auf zu existieren. Seine „Daten“ sind bei Gott gespeichert, sodass Gott ihn jederzeit auferstehen lassen kann, aber er lebt erst einmal nicht weiter. Der Tod ist ein unbewusster Zustand, der in der Bibel oft mit dem Schlaf verglichen wird (Daniel 12,13; Johannes 11,11-14).

Wie ein Schlaf

Der Tod ist ein unbewusster Zustand, der in der Bibel oft mit einem Schaf verglichen wird.

Der Aufenthaltsort der Toten ist das Grab (hebr. scheol), nicht Himmel oder Hölle. Zunächst ereilt also alle Menschen im Tode das gleiche Schicksal. Erst zu einem späteren Zeitpunkt gibt es eine Auferstehung (Johannes 5,28.29). Der Tod hat bei Gott nicht das letzte Wort!

Wann und wie bekommen wir die Unsterblichkeit?

Das Neue Testament spricht immer wieder darüber, dass Jesus wiederkommen wird (Offenbarung 22,20). Wenn das passiert, werden die verstorbenen Gläubigen vom Tod auferstehen. Folgende Texte des Neuen Testaments geben uns Aufschluss darüber, wann und wie das sein wird:

  • Johannes 5,28.29: Jesus ruft die Verstorbenen nicht aus dem Himmel oder aus der Hölle, sondern aus den Gräbern. Dort haben sie bis dahin geruht.
  • Johannes 6,39.40.44.54; 14,2.3; 1. Korinther 15,22.23; 2. Timotheus 4,7.8: Der Zeitpunkt der Auferweckung der Gläubigen ist, wenn Jesus wiederkommt am Jüngsten Tage, nicht früher. Die Krone der Gerechtigkeit liegt für Paulus solange bereit. In 2. Timotheus 2,17.18 warnt er vor Irrlehren, die behaupten, die Auferstehung wäre schon geschehen (siehe auch 1. Petrus 1,3-5).
  • Thessalonicher 4,13-18: Die verstorbenen Gläubigen werden bei der Wiederkunft Jesu auferstehen und zusammen mit den lebenden Gläubigen Christus entgegen gerückt, um für immer bei ihm zu sein. Keiner kommt also dem anderen zuvor.
  • Hebräer 11,13.39.40: Die Glaubenshelden der Vergangenheit sind noch nicht im Himmel. Sie haben die Verheißung des himmlischen Vaterlands noch nicht erlangt.
  • Offenbarung 14,12.13: Auch Johannes schreibt, dass die Gläubigen ruhen (in Kapitel 20 geht es dann um die Auferstehung). Der Tod ist also wie ein Schlaf. So wie wir abends müde die Augen schließen, um am Morgen ausgeruht zu erwachen, ohne zu wissen, wie viel Zeit vergangen ist, ist es auch mit Tod und Auferstehung. Wie viel Not auf der Welt geschieht, wie viel Leid unsere Lieben erfahren müssen, davon wissen wir nichts. Wir erleben nichts mehr von dem Schrecken einer von der Sünde beherrschten Welt.

Auferstehung

Die Bibel kennt keine Auferstehung als Geistwesen, sondern nur eine leibliche Auferstehung. Wir werden also wieder einen Körper haben.

Übrigens kennt die Bibel keine Auferstehung als Geistwesen, sondern eine leibliche Auferstehung. Jesus Christus hatte nach seiner Auferstehung einen Körper, konnte essen (Johannes 21,5) und berührt werden (Johannes 20,27). Allerdings war dieser Körper nicht mehr allen menschlichen Begrenzungen unterworfen (Johannes 20,19).

Woher kommt die Vorstellung der Hölle?

Wer daran glaubt, dass alle Menschen einen unsterblichen Wesenskern haben, also eine unsterbliche Seele, der kommt in ein großes Dilemma: Nicht nur die guten Menschen wären dann unsterblich, sondern auch diejenigen, die völlig gottlos sind. Wo sollen aber diese unsterblichen Geister sich aufhalten, wenn sie nicht in Gottes Gegenwart sein wollen und können?

Aus der Vorstellung einer unsterblichen Seele entsteht auf diese Weise zwangsläufig der Glaube an die Hölle, einen Gegen-Ort der völligen Gottverlassenheit. Da die Bibel das Gericht Gottes über die Gottlosen oft mit einem Feuer vergleicht, das unauslöschlich ist, verstehen das viele wörtlich und sehen sich in der Vorstellung bestätigt, dass Gott die Menschen Ewigkeiten lang quält.

Symbol

Das unauslöschliche Feuer ist ein Bild für Gottes Gericht, das unwiderruflich ist. Es heißt nicht, dass Menschen für Ewigkeiten gequält werden.

Diese Vorstellung ist aber unbiblisch. Das unauslöschliche Feuer ist nur ein Bild dafür, dass das Gericht Gottes ewige Auswirkungen hat. Es ist nicht buchstäblich zu verstehen. Das Schicksal der Gottlosen endet mit ihrer ewigen Nicht-mehr-Existenz. Deshalb wird in Offenbarung 20,14 der „feurige Pfuhl“ auch mit dem „zweiten Tod“ gleichgesetzt, einem ewigen Tod. Lies in diesem Artikel mehr zum Thema Hölle.

Ein falsches Bild von Gott

Die Aussicht, dass alle Menschen, die nicht an Gott glauben, für Ewigkeiten in einer Hölle gequält werden, ist unglaublich trostlos. Vor allem wird dadurch ein fatales Gottesbild vermittelt. Es ist, als würde Gott sagen: „Du bist völlig frei, dich für oder gegen mich zu entscheiden, aber wenn du Nein sagst, warten höllische Qualen auf dich und das für alle Zeiten“. Oder: „Glaube an mich, sonst quäle ich dich für eine ganze Ewigkeit!“

Siehe dazu unser kostenloses Minibuch Liebe mich oder ich quäle dich.

Mini-Buch 09 – Liebe mich oder ich quäle dich

Das biblische Gottesbild und der Glaube an die „Hölle“.

Gibt es die „Hölle“ wirklich? Unser Gottesbild bestimmt auch die Vorstellung eines Orts unaufhörlicher Qualen. Doch wie ist Gott wirklich und wie geht er mit uns um?

09-Liebe_mich

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Gottesbild

Das Fest Allerseelen vermittelt ein verheerendes Gottesbild.

So einen Gott stellt uns die Bibel nicht vor. Gott liebt die Menschen so sehr, dass er ihnen auch Freiheit schenkt, ihn zurückzulieben oder sich von ihm abzuwenden. Wenn sich aber jemand von ihm abwendet, wartet auf diese Person der ewige Tod, die ewige Nicht-mehr-Existenz, keine ewige Höllenqual.

Allerseelen und das Fegefeuer

Doch kommen wir noch einmal zurück zu Allerseelen. Dieses Fest ist aus dem Glauben an die unsterbliche Seele entstanden. Im katholischen Glauben kommen Menschen nach ihrem Tod entweder in den Himmel (das gilt für besonders verdienstvolle Menschen oder sogenannte „Heilige“). Andere kommen direkt in die Hölle (besonders böse Menschen). Was ist aber mit jenen, die weder der einen noch der anderen Gruppe angehören? Und trifft das nicht auf die meisten von uns zu?

Fegefeuer

Das Fest Allerseelen ist untrennbar mit dem Glauben ans Fegefeuer verbunden.

Hier kommt der Glaube ans Fegefeuer ins Spiel. Das Fegefeuer soll ein Zwischenort sein, an dem Seelen durch eine zeitlich begrenzte Höllenqual noch „gereinigt“ werden können. Sie kommen dadurch noch zur Einsicht und können nach einer individuell festgelegten Zeit doch noch in den Himmel aufsteigen.

So wird einerseits der Glaube an die Hölle etwas abgefedert, indem es noch „Hoffnung“ gibt. Allerdings ist diese Hoffnung mehr als fragwürdig!

Kann ich einer verstorbenen Person in den Himmel aufhelfen?

Mit dem Fegefeuer-Glauben ist der Gedanke verbunden, dass man für verlorene Seelen noch „Leistungen“ erbringen kann, die ihre Chancen verbessern. Wenn man befürchtet, dass ein geliebter Mensch in der Hölle schmort, mag es ein Trost sein, noch etwas für ihn tun zu können.

Auch hier wird aber ein falsches Gottesbild vermittelt. Die Bibel betont, dass Erlösung ein Geschenk ist, das wir nicht verdienen können (Epheser 2,8.9). Es wird uns geschenkt, wenn wir an Jesus glauben und sein vollkommenes Leben für uns in Anspruch nehmen. Dadurch mag sich auch in meinem Leben vieles zum Bessern wenden, dennoch kann ich mir meine Errettung nicht durch fromme Leistungen verdienen.

Gnade

Erlösung ist ein unverdientes Geschenk. Ich kann es nur annehmen.

Noch viel weniger als das können die gerechten Taten anderer meine Erlösung beeinflussen (Hesekiel 14,14). Wenn es um unsere Errettung geht, steht jeder für sich vor Gott und muss sich selbst zu Gott hinwenden. Diese Entscheidung kann nur zu Lebzeiten getroffen werden – danach ist es zu spät!

Falscher Trost

Die Allerseelenablässe erscheinen auf den ersten Blick tröstlich, doch in Wirklichkeit sind sie nicht nur wirkungslos, sondern auch irreführend. Sie lenken davon ab, wie wichtig es ist, sich zu Lebzeiten glaubensmäßig klar zu positionieren.

Es drängt sich außerdem der Verdacht auf, dass man hier ein hochemotionales Anliegen (geliebter Verstorbener gedenken und ihnen noch etwas Gutes tun) missbraucht, um sich eine gute Einnahmequelle zu erschließen (Ablässe). Das werksgerechte Leistungsdenken führt dazu, dass Gläubige sich ihrer eigenen Erlösung unsicher werdeb und zugleich noch um das Wohl ihrer Geliebten bangen.

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Wie kann man Verstorbener würdig gedenken?

Es ist schön, wenn man sich mit Liebe und Dankbarkeit an Verstorbene erinnert. Dafür lassen sich viele kreative Wege finden. Vor allen Dingen aber haben wir in der Bibel einen echten Trost:

Trost

Die biblische Lehre über den Zustand der Toten hat wahren Trost zu bieten.

Wir dürfen wissen, dass die Verstorbenen im Grab ausruhen. Der nächste bewusste Moment, den sie erleben, ist die Wiederkunft ihres Herrn Jesus Christus. Sie müssen nicht mehr mit ansehen, was auf dieser Welt geschieht. Sie ruhen (Offenbarung 14,13; Prediger 9,5.6).

Was ist mit den ungläubigen Verstorbenen?

Auch Verstorbene, die sich nicht für den Glauben an Jesus entschieden haben, ruhen im Grab. Sie leiden keine Höllenqualen, auch wenn sie sich noch für ihr Handeln rechtfertigen müssen. Am Ende werden sie einen zweiten, ewigen Tod sterben. Gott hat keine Rachegefühle, die er in ewiger Qual an ihnen entladen möchte. Es ist bedauerlich genug, dass sie das ewige Leben bei ihm nicht bekommen werden.

Gottes Charakter

Gott hat keine Rachegefühle, die er in einer ewigen Qual an den Ungläubigen entladen müsste.

Gott respektiert es, wenn Menschen sich gegen ein Leben in seiner Gegenwart entscheiden. Die natürliche Konsequenz dessen ist aber, dass sie auch keine Unsterblichkeit erhalten können.

Wenn es um den ewigen Verbleib der Menschen geht, dürfen wir darauf vertrauen, dass Gott 100 % liebend und 100 % gerecht ist.

Fazit

Auch wenn das Gedenken an Verstorbene in uns verankert ist und uns viel bedeutet, ist das Fest Allerseelen mit sehr problematischen Vorstellungen verbunden, die – wenn man sie zu Ende denkt – ein verheerendes Gottesbild vermitteln.

Die Bibel kennt keine unsterbliche Seele und somit auch keine ewige Qual in der Hölle und kein läuterndes Fegefeuer. Sie gibt aber Hoffnung auf eine Auferstehung der Toten bei der Wiederkunft Jesu.

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