Darf man sich als Christ nach seinem Tod verbrennen lassen?

Eine Folge von elf Streichhölzern, die auf weißem Hintergrund von links nach rechts abgebrannt sind.

Sich verbrennen lassen? Für manche Menschen kommt das überhaupt nicht in Frage. Hat das etwas mit dem christlichen Glauben zu tun?

Die Bibel macht zu dieser Frage keine Vorschrift, sondern es scheint sich eher um eine kulturelle Frage zu handeln. In manchen Kulturen gilt es traditionell als Schande und Fluch, wenn jemand verbrannt wird. In Mitteleuropa hat sich das Empfinden hierzu bei vielen gewandelt, sodass heute die meisten keine Vorbehalte mehr gegen ein Urnenbegräbnis haben oder sogar Vorteile darin sehen.

Auferstehung nicht vom Zustand des Leichnams abhängig

Wenn die Bibel über die Auferstehung vom Tod spricht, wird niemals etwas über den Zustand der Leiche gesagt. Wenn Gott jemanden vom Tod auferweckt, ist er nicht darauf angewiesen, dass der Leichnam in einer bestimmten Weise konserviert ist (z. B. als Mumie oder Skelett). Dies wäre auch ungerecht denen gegenüber, die durch einen Unfall so zu Tode kommen, dass ihr Körper nicht mehr erdbestattet werden kann.

Gott hat als Schöpfer alles erschaffen – er kann es auch wieder erschaffen. Bei ihm sind alle Informationen über jeden einzelnen Menschen sicher „abgespeichert”. Niemand hat einen Nachteil dadurch, wenn er feuer- oder seebestattet ist oder wenn er überhaupt nicht geborgen werden kann.

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Urnen in Norditalien

Israel und die Kultur des Alten Orient

Die Bibel wurde in einem bestimmten kulturellen Umfeld geschrieben. Im Alten Orient galt Verbrennung als eine schändliche Behandlung von Verstorbenen. Israeliten betrachteten den Leichnam eines Menschen nicht nur als bloße Hülle, sondern als den Menschen selbst, dem Gott nur den Lebensodem genommen hatte. Deshalb hielten sie die Toten in Ehren und achteten darauf, dass deren Körper möglichst unversehrt blieben.

Sie wickelten die Verstorbenen zusammen mit wohlriechenden Kräutern und Ölen in Leinentücher (Johannes 19,40) und bestatteten sie anschließend in Höhlen (1. Mose 23,19) oder in Felsen- und Erdschachtgräbern (Jesaja 22,16). Dort wurden die Leichname auf Bänke oder in Nischen gelegt. Arme Menschen begrub man auch oft nur in der Erde. Nur wenn Leichname geschändet worden waren, kam eine Verbrennung infrage, wobei auch dort anschließend ein würdiges Begräbnis durchgeführt wurde (1. Samuel 31,12.13).

Als Fluch verstanden

Strafe und Gericht

Den Israeliten galt die Einäscherung als Zeichen der Strafe und des Gerichts, sie erinnerte an Gottes Gericht.

Verbrennung war ein üblicher Umgang mit den Leichen von Schwerverbrechern und Gotteslästerern (Josua 7,25). Man verweigerte ihnen dadurch ein ehrenvolles Begräbnis. Die Einäscherung galt als Zeichen der Strafe und des Gerichts, sie erinnerte an Gottes Gericht über Sodom und Gomorra (1. Mose 19,24.25). Dieses Verständnis setzte sich noch lange Zeit fort, auch unter Christen, beispielsweise sah die katholische Kirche bis zur Aufhebung der Inquisition in der Verbrennung von Menschen eine von Gott gewollte Bestrafung von Ketzern, Hexen und ruchlosen Leuten. Als man die Feuerbestattung nach der Französischen Revolution wieder einführte, lehnte die Kirche dies entschieden ab. Sie sah darin auch einen Angriff auf den christlichen Glauben an eine Auferstehung des Leibes.

Die Auferstehung verhindern?

Christenverfolger der ersten Jahrhunderte versuchten manchmal, eine Auferstehung des Leibes, an die die Christen ja glaubten, zu „verhindern”, indem sie die Leichen von Christen ins Feuer warfen. Doch kann die Einäscherung eines Menschen seine Auferweckung durch Jesus keineswegs verhindern. Auch ein erdbestatteter Mensch verwest und es braucht ein Wunder Gottes, ihn wieder zum Leben zu erwecken. Für Gott macht es also keinen Unterschied, aus welchen Umständen heraus er einen Menschen wieder zum Leben erweckt.

Das Grundanliegen verstehen

Wir können nicht alles, was die Bestattungskultur zur Zeit der Bibel ausmachte, eins zu eins auf uns heute übertragen. Ein Prinzip aber wird doch deutlich, das auch heute noch relevant ist: Die Toten wurden mit Respekt behandelt und – wo immer möglich – ehrenhaft bestattet. Was ein ehrenhaftes Begräbnis ausmacht, wird heute womöglich anders gesehen, aber nicht, dass es ein solches geben sollte.

Fazit

Wir finden nun in der Bibel kein Verbot einer Feuerbestattung, sie galt aber in der damaligen Kultur als unehrenhaft. Dieses Verständnis lebt heute bei manchen fort und sollte respektiert werden.

Es handelt sich hier aber um kulturelle Prägungen, nicht um eine moralische Vorschrift. Vom biblischen Verständnis der Auferstehung her spricht nichts gegen andere Bestattungsformen, sofern das Prinzip gewahrt bleibt, den Toten mit Respekt und Würde zu begegnen.

Zum Nachdenken

  • Welches Empfinden habe ich zu einer Feuer- oder Erdbestattung? Welche Haltung dazu hat mich geprägt? Welche Bestattungsform würde ich mir selbst wünschen?
  • Warum ist es uns wichtig, Tote mit Respekt zu behandeln?
  • Wenn Jesus wiederkommt, werden die Toten auferstehen. Welche Rolle spielt diese Hoffnung in meinem Leben hier und jetzt?


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