Psalm 23 – Der HERR ist mein Hirte

Ein Hirte steht mit einer Schafherde unter einem bewölkten Himmel auf einem Feld. Ein Anklang an Psalm 23 - Der gute Hirte

„Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln…“. Diesen 23. Psalm konnten meine Großeltern noch auswendig. Heute haben ihn zumindest viele Menschen schon einmal gehört. Insbesondere wenn jemand im Sterben liegt, wird dieser Text (ebenso wie das Vaterunser) sehr häufig vorgelesen oder aus der Erinnerung aufgesagt. Es scheint sich um den bekanntesten aller Psalmen zu handeln. Warum ist das so? Hat Psalm 23 auch mir noch etwas zu sagen?

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Auf einer grünen Aue

Psalm 23,1-3 Ein Psalm Davids. Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. (2) Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. (3) Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.

Einer meiner Bekannten hat es gewagt: Er ist aus dem hektischen, hochtechnisierten Großstadt-Leben eines postmodernen Millennials ausgestiegen und hat ein Jahr allein auf einer Insel in Schweden verbracht – ganzjährig in einem Zelt! Bemerkenswert, oder? Seine Erfahrung hat er auf seinem YouTube-Kanal und sogar in einem Buch verarbeitet.

Youtube-kanal: https://www.youtube.com/@MyNorthernStory
Buch: https://www.adeo-verlag.de/draussen-zu-hause.html

Ich habe nicht die Möglichkeit, so einen radikalen Schritt zu gehen. Die Sehnsucht aber kenne ich auch. Sehnsucht nach einem Leben in der Natur. Nach grünen Wiesen, frischem Wasser, Blumen aller Art, nach dem Sonnenschein, dem frischen Tau, dem Rauschen eines Baches.

Das alles steht für Entschleunigung und Frieden… Vor allem schafft es Abstand zu den unzähligen nervtötenden Kleinigkeiten unseres durchgetakteten Alltags, der ständigen Erreichbarkeit, der Dauerberieselung, dem sinnentleerten Konsum. Keine Bildschirme, keine Hektik, keine Werbung, keinen Lärm und keinen Stress – danach sehne ich mich in meinem Innersten.

Genau in so eine Welt entführt uns Psalm 23.

Der HERR ist mein Hirte

Der gute Hirte

Die Fürsorge und Geduld, die ein Hirte mitbringt, wird in der Bibel mit Gottes Einstellung uns gegenüber verglichen.

Im ersten Abschnitt von Psalm 23 geht es aber nicht nur um die Natur und den Ich-Erzähler David, sondern auch um IHN, den guten Hirten. „Der HERR ist mein Hirte“ (Psalm 23,1). Was ist der HERR (also Gott) eigentlich für mich? Der Allmächtige? Der Unbekannte? Der gefürchtete Richter? Der himmlische Feuerwehrmann?

In der Bibel werden so viele Facetten Gottes gezeigt. Sicher hat Gott noch viele mehr. Ich bin aber so froh, dass es Psalm 23 gibt. Diese väterliche Fürsorge und Geduld, die ein Hirte mitbringen muss, zeichnet mir so ein schönes Bild von Gott vor Augen. Da gibt es jemanden, der es sich zur Hauptaufgabe gemacht hat, mich ans frische Wasser zu bringen, mich vor Gefahren zu schützen und mich sicher nach Hause zu bringen. Danke!

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Er führt mich zu frischem Wasser

Geistlicher Durst

Wir dürsten nicht nur nach Wasser, sondern auch nach Liebe, Annahme, Glück und vielem mehr. Nur einer kann diesen Durst wirklich stillen.

Durst ist ein starkes Gefühl. Ich war ehrlicherweise noch nie dem Verdursten nahe. Das muss furchtbar sein! Was ich aber kenne, ist ein anderer Durst: der nach Liebe und Anerkennung, nach Leben und Erfüllung; da ist dieser verzweifelte Wunsch nach Glück und innerem Ankommen.

Viele Dinge in meinem Leben versuchen, auf diesen Durst zu antworten. Schon auf meinem Duschgel steht „Lebensfreude“ und auf der Marmelade „Glück“. Aber Wellness, Essen und Trinken können mir das nicht bieten. Social Media zeigt bunte Bilder von beruflichem Erfolg, glücklichen Paaren und Familien, aber meine Realität kann dabei nicht mithalten. Dating-Apps versprechen die große Liebe, aber am Ende bleiben nur zerbrochene Träume zurück. Endloses Scrollen am Bildschirm, Abtauchen in spannende Geschichten, Konsum und Spaß – ich meine vielleicht kurz, ich sei satt, aber später bleibt doch eine Leere zurück. Wann habe ich endlich genug?

Mir wird nichts mangeln

Mangel

Das Empfinden von Mangel ist auch subjektiv. Kann es sein, dass ich eigentlich viel weniger brauche, als ich denke?

Psalm 23 packt mich an meiner Grund-Sehnsucht: Ich möchte, dass es einmal „genug“ ist. Einmal „satt“ und zufrieden sein. Das kann nur ER, der Hirte mir geben. Nichts sonst auf der Welt wird das Versprechen wirklich halten können. Immer wieder wird dieser Gedanke in der Bibel wiederholt (Jesaja 55,1.2; Johannes 4,13-14; 6,35). Psalm 23 nennt es so: „Er erquickt meine Seele“. Was brauche ich eigentlich sonst?

Als ich einmal für drei Monate auf einer Schweizer Berghütte gelebt habe, war ich überrascht, wie schön es war, all seinen „Besitz“ in einem kleinen Koffer bei sich zu haben. Es fühlte sich sehr befreit an. Es hat auch tatsächlich völlig genügt. Ich vergaß darüber sogar, was ich sonst noch alles besaß.

Kann es sein, dass wir viel weniger Dinge brauchen, als wir denken? Dass unser Mangel auf einer anderen Ebene liegt und auch nur dort gestillt werden kann?

Aber wie sieht das aus? Wie soll ein höheres Wesen, das ich nicht sehen oder hören kann, mir Zufriedenheit schenken? Oder muss ich nur meine Augen öffnen, um IHN kennen zu lernen, und das zu erleben?

 

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Das finstere Tal – der Wendepunkt

Psalm 23,4 Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.

Finsteres Tal

Wenn David vom „finsteren Tal“ spricht, meint er ein „Tal des Todesschattens“.

In Psalm 23,4 kommt an dieser Stelle ein Einschnitt: das finstere Tal.

Kennst du das auch? Du hattest dich gerade gut eingerichtet. Es war nicht immer leicht gewesen, doch endlich schien alles gut zu laufen. Du hattest dir etwas aufgebaut, etwas erreicht. Es war gut so!

Ausgerechnet in so einer Situation trifft dich ein harter Schlag. Ein heftiger Sturm bricht los! Wo eben noch Licht war, ist alles finster geworden: der plötzliche Verlust eines geliebten Menschen, eine unerwartete Diagnose, eine tiefe Depression, eine bittere Enttäuschung. Alle anderen leben weiter, als wäre nichts gewesen. Deine Welt steht still. Nichts ist mehr, wie es war.

Das Tal, das in Psalm 23,4 angesprochen ist, ist wortwörtlich ein „Tal der Todesschattens“. Tatsächlich reicht oft eine längere schwere Krankheit, um einem bewusstzumachen, wie vergänglich man eigentlich ist. Auch der Verlust eines nahen Menschen stellt einen plötzlich in den Schatten des Todes. Viele Fragen kommen auf: Was wird aus mir? Was ist mein Leben eigentlich? Wer bin ich jetzt?

Du bist bei mir

Leid

Im Leiden möchte uns Gott persönlich begegnen und trösten.

Der Autor von Psalm 23 wandert im finsteren Tal, aber er fürchtet sich dennoch nicht. Warum? – Weil er nicht allein ist! Der entscheidende Satz lautet: „Denn du bist bei mir“ (Vers 4). Diese Worte stehen im Hebräischen genau in der Mitte des Psalms – sie sind absolut zentral! Am Anfang des Psalms schreibt David in der 3. Person über Gott. Jetzt wechselt er ins vertraute DU.

In einer Krise kann ich Gott ganz besonders nahekommen. Ich merke auf einmal, was wirklich zählt. Ich weiß, dass ER bei mir bleibt, wenn alle anderen gehen. Der gute Hirte ist immer da, selbst dann, wenn ich es eine Zeitlang nicht spüren kann. David tröstet sich am Anblick von „Stecken und Stab“ des Hirten. Der Stecken war dafür da, Feinde abzuwehren. Der „Stab“ war ein Krummstab, mit dem man irrende Schafe wieder auf den rechten Weg führen konnte. Auf Gottes Schutz und seine Leitung kann man sich auch im Leiden noch verlassen. (Lies hier den Artikel Wie hilft mir Gott im Leiden?)

Es ist paradox, dass manche Menschen angesichts des Leides ihren Glauben aufgeben, während andere durch das, was sie durchmachen, zu einem viel tieferen Gottesbezug finden. Ich möchte durchs Leid noch mehr von Gott erfahren. Diesen Satz, „Du bist bei mir“, den will ich mir einprägen (Psalm 23,4). Ich bin mir sicher, ich werde ihn brauchen, wenn schwere Tage kommen.

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Das Festmahl – alles ist bereit

Psalm 23,5 Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.

Gott mit uns

Die Bibel stellt uns einen Gott vor, der Gemeinschaft mit uns haben möchte.

Der Psalm bewegt sich von Bild zu Bild: erst das Hirtenidyll, dann das finstere Tal (durch das der gute Hirte begleitet), dann plötzlich eine ganz neue Szene: ein Festmahl!

Ich liebe es, eingeladen zu sein. Gemeinsam zu essen, macht Freude. Es drückt für mich auch aus, dass ich geschätzt werde. Man isst schließlich gern mit Menschen, die man mag. Am Tisch gibt es die besten Gespräche. Man gehört dazu und is(s)t wie eine Familie.

Die Bibel spricht darüber, dass Gott mit den Menschen zusammen essen möchte. Was für ein Vorrecht ist das! Wenn ich bei einem König eingeladen werde, löst das vielleicht etwas Beklemmung aus: Was ziehe ich an? Wie benehme ich mich dort? Aber wenn ich mit Gott eine vertraute Beziehung habe und bereits durch „Dick und Dünn“ gegangen bin, ist das ganz anders! Es ist einfach überwältigend!

Im Angesicht der Feinde

Aufgerichtet

Wer auch immer etwas gegen David hatte, muss verstummen. David hat Gott selbst auf seiner Seite.

Wer von Gott zu Tisch geladen wird, hat vor seinen Feinden nichts mehr zu fürchten, sondern steht unter besonderem Schutz. Alle Anklagen gegen David müssen verstummen. Er ist vor allen Gegnern gerechtfertigt. Mit Stolz kann er sich an die Tafel setzen. Seine Ehre ist mehr als hergestellt.

So etwas würde ich mir auch wünschen: dass Gott sich hinter mich stellt und mich vor einer ungerechtfertigten Anschuldigung verteidigt. Alle sollen sehen, wie Gott als 100%ig objektiver und neutraler Richter über diese Sache denkt.

Aber ich bin an vielem gar nicht unschuldig. Manche Kritik an mir ist berechtigt. Trotzdem ehrt mich Gott damit, dass er mich an seinen Tisch lädt. Alle Rechnungen, die ich noch offen habe, werden von ihm beglichen. Ich werde begnadigt. Ich kann meinen gesenkten Blick aufheben und ohne Scham und Schuldgefühle freudig und befreit leben.

Mein Becher fließt über

Gott gibt mir nicht nur ein wenig, dass es gerade reicht. Nein, seine Güte ist verschwenderisch großzügig. Er schenkt mir voll ein. „Er salbt mein Haupt mit Öl“. David, der zuvor von Höhle zu Höhle floh, hat wieder Teil am gesellschaftlichen Leben. In der damaligen Zeit salbte man auch hochstehende Persönlichkeiten, z. B. den nächsten König oder einen Priester. Dass Gott sich dazu herablässt, einen Menschen zu salben, ist schon erstaunlich. Wieder so ein starker Ausdruck seiner Wertschätzung und Liebe.

Übrigens wurde auch Jesus einmal gesalbt. Eine Jüngerin gab dafür ihr ganzes Erspartes auf. Aber für Jesus war ihr nichts zu teuer (Johannes 12,3). So eine hingebungsvolle Liebe zwischen Gott und Mensch kann auf Gegenseitigkeit beruhen und wird dann noch wunderbarer!

Mein Leben lang

Psalm 23,6 Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.

Hoffnung

Die Zukunft dessen, der auf Gott vertraut, sieht immer gut aus.

Wenn ich mich mit Gott verbunden weiß, darf ich mit Freude und Zuversicht in die Zukunft schauen. Seine Barmherzigkeit und Güte enden nicht einfach irgendwann wieder, sie bleiben mir für jeden Schritt meines Weges erhalten. Sie gehen mir nach. Im Rückblick werde ich immer erkennen, dass Gott gut zu mir war.

In der Nähe so eines Gottes möchte ich bleiben. Mein Leben lang möchte ich von ihm lernen und ihm noch tiefer begegnen. Genau dazu lädt mich Psalm 23 ein.

Psalm 23 auf einen Blick

Der 23. Psalm begleitet mich auf meiner Lebensreise. Gott sorgt für mich und ist für mich da. Auch in schweren Zeiten bin ich nicht allein, gerade dort kann ich die tiefste Erfahrung mit Gott machen. Ich genieße seine Gemeinschaft und seine Gaben. Seine Fürsorge für mich wird nie enden, nicht einmal in der Ewigkeit. Was für ein Geschenk!

Zentrale Verse aus Psalm 23

Diese Verse lohnt es sich, sich einzuprägen oder aufzuhängen!

  • „Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln” (Psalm 23,1)
  • „Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir.” (Psalm 23,4)
  • „Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.” (Psalm 23,6)

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Vertonungen

Hier findest du einige Lieder oder Kompositionen über Psalm 23, die dir helfen, den Text noch mehr zu verinnerlichen.

Andreas Handke: „Der Herr ist mein Hirte”

 

Heinrich Schütz: „Der Herr ist mein getreuer Hirt” (op. 4 Nr. 24)

 

Johann Sebastian Bach: „Der Herr ist mein getreuer Hirt” (BWV 85)

 

Franz Schubert: „Der Herr ist mein Hirt” (D.706)

 

John Rutter: „The Lord is my Shepherd” (aus dem Requiem)

 

Keith und Melody Green: „Der Herr ist mein Hirte”

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