Start in die Zukunft
Die biblischen Prophezeiungen sind faszinierend und glaubensstärkend. Entdecke, was die Bibel über Vergangenheit und Zukunft zu sagen hat!
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Der Dispensationalismus teilt die Menschheitsgeschichte in verschiedene Epochen ein. Diese Einteilung gibt die Bibel aber nicht vor.
Die Auslegungsschule des Dispensationalismus entstand im 19. Jahrhundert in England und wird heute noch von vielen evangelikalen Christen vertreten. Ihren Ursprung kann man besser verstehen, wenn man sich die verschiedenen Auslegungsansätze für die biblische Prophetie und ihre Geschichte vor Augen führt:
Während der Reformation betrachteten Protestanten den Papst als „Antichristen“. Sie begründeten das mit Aussagen aus der Bibel (Daniel 7 und 8; 2. Thessalonicher 2; Offenbarung 13 und 17). In der Gegenreformation versuchten zwei Jesuiten, diese Interpretation zu widerlegen. Louis d’Alcazar legte den Antichristen in die Vergangenheit. Die Vorhersagen über den Antichristen hätten sich angeblich schon in der Zeit von Paulus und Johannes erfüllt – man nennt diese Ansicht daher Präterismus. Der Antichrist wäre demnach das Römische Reich gewesen, das Juden und Christen verfolgt hatte. Für die Zukunft wäre nichts mehr von ihm zu erwarten. Diese Position wird heute auch von einigen protestantischen Theologen vertreten.
Der Jesuit Francisco Ribera veröffentlichte 1585 eine futuristische Sichtweise der Prophetie: Der Antichrist käme erst in der Zukunft, ganz am Ende. Er käme aus dem Volk Israel und würde erst nach einer unsichtbaren Wiederkunft Jesu und der heimlichen Entrückung der Gläubigen auftreten. Er würde den Tempel wieder aufbauen, den christlichen Glauben abschaffen, sich an die Stelle Gottes setzen und die Welt innerhalb von dreieinhalb Jahren erobern. Im 19. Jahrhundert übernahmen viele Protestanten die futuristische Sicht Riberas. Sie sahen darin wohl eine Möglichkeit, die Feindschaft mit Rom zu beenden.
Der Dispensationalismus ist eine Variante des Futurismus. Dabei wird die Menschheitsgeschichte in verschiedene Epochen aufgeteilt. Es gibt verschiedene Einteilungen, wobei jene, die in der Scofield Reference Bibel enthalten ist, am gängigsten sein dürfte:
Eine Einteilung von Dispensationen wird in der Bibel so nicht vorgegeben. Sie lädt dazu ein, Gottes Wirken für jede Phase anders zu definieren, anstatt Kontinuität darin zu sehen. So betrachten die meisten Dispensationalisten das Alte Testament als nicht mehr gültig für Christen. Diese Sicht widerspricht jedoch zahlreichen Aussagen der Bibel, auch im Neuen Testament, die den Wert der ganzen Schrift betonen (z. B. 2. Timotheus 3,16; Matthäus 5,17-19). Ob Nächstenliebe oder Neuer Bund – diese sind alle bereits Teil des Alten Testaments (3. Mose 19,18; Jeremia 33,31-34)!
Viele Anhänger des Dispensationalismus vertreten außerdem die Lehre der Prädestination. Demnach ist man entweder für die Erlösung oder die Verdammnis vorherbestimmt. Israel ist demnach immer noch kollektiv das Volk Gottes und wird sich am Ende zu Christus bekehren. Auch diese Sicht ist sehr problematisch, da in der Bibel immer wieder die freie Entscheidung des Menschen hervorgehoben wird.
Öffentlich
Die Entrückung findet bei der Wiederkunft Jesu statt und ist mit einem sichtbaren, hörbaren und weltweiten Ereignis verbunden.
Dispensationalisten gehen davon aus, dass eines Tages alle Christen heimlich entrückt werden und dann einfach nicht mehr da sind. Auch das lässt sich biblisch gesehen nicht rechtfertigen. Die Entrückung findet bei der Wiederkunft Jesu statt und ist mit einem sichtbaren, hörbaren und weltweiten Ereignis verbunden (1. Thessalonicher 4,15-17; 1. Korinther 15,51-55). An die Wiederkunft schließen sich 1000 Jahre an, während derer die Erde wüst und leer und alle Ungläubigen tot sind (Offenbarung 20).
Ihre Datierung der letzten Ereignisse entnehmen Dispensationalisten der Prophezeiung über die 70 Jahrwochen in Daniel 9. Diese Prophezeiung teilen sie jedoch willkürlich in zwei Teile: Die ersten 69 Wochen betrachten sie als Vorhersage des Lebens und Sterbens Jesu. Die letzte Woche verlegen sie aber in die Zukunft und sehen darin eine Beschreibung der allerletzten Ereignisse.
Eine besondere Rolle im Dispensationalismus spielt Israel. Angeblich würden die Juden in der letzten Epoche – nachdem die Christen heimlich entrückt wurden – das Evangelium annehmen und es dann anderen Völkern verkünden. Der Antichrist, der auch aus Israel stammen soll, würde sie zwar unterdrücken, aber nach sieben Jahren würden sie durch das sichtbare Erscheinen Jesu gerettet werden.
Die Bibel beschreibt allerdings, dass seit Jesu Wirken auf der Erde Israel nicht durch biologische Abstammung definiert wird, sondern durch den Glauben an den Messias. So werden sowohl Juden- als auch Heidenchristen als „Israel“ bezeichnet (z. B. 1. Petrus 2,9; Jakobus 1,1). Von einer besonderen Endzeitrolle des politischen Israel ist in der Offenbarung nicht die Rede.
Da Dispensationalisten dem heutigen Staat Israel eine besondere Rolle für die Endzeit zuschreiben, haben viele Evangelikale großes Interesse an diesem Land und betrachten auch die Staatengründung 1948 als prophetisch vorhergesagtes Ereignis. In den USA wird die Außenpolitik oft erheblich von dieser Sichtweise beeinflusst.
Heutige Juden stehen der Israel-Begeisterung der Dispensationalisten sehr kritisch gegenüber. Sie sehen darin eine Form des Antisemitismus. Schließlich würden der Antichrist und viele seiner Nachfolger Juden sein! Das Elend der Endzeit werde demnach von Israel ausgehen!
Der Dispensationalismus geht auf den Versuch zurück, die traditionelle protestantische Auslegung der Prophetie zu verdrängen. Er steht an mehreren Stellen klar im Widerspruch zu Aussagen der Bibel.
Start in die Zukunft
Die biblischen Prophezeiungen sind faszinierend und glaubensstärkend. Entdecke, was die Bibel über Vergangenheit und Zukunft zu sagen hat!