Wo ist die Bundeslade heute?

Bundeslade mit Gnadenthron

Seitdem 1981 der fünffach oscarprämierte Actionfilm Indiana Jones – Jäger des verlorenen Schatzes die Bundeslade bekannt gemacht hat, ranken sich darum viele Mythen. Stirbt man wirklich, wenn man sie berührt? Ist die Bundeslade unzerstörbar?

Immer wieder einmal wird das Thema in den Medien aufgegriffen (z. B. in dem SWR-Artikel Was weiß man über den Verbleib der Bundeslade? oder im Welt-Artikel Neuer Beleg für Existenz der Bundeslade) oder weckt das Interesse von Abenteurern und Schatzsuchern. Was ist die Bundeslade überhaupt? Warum übt sie so eine starke Faszination aus? Gibt es sie noch?

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Bundeslade?

Bundeslade

Die Bundeslade wurde etwa 1500 v. Chr. hergestellt.

Die Bundeslade war ein vergoldeter Kasten aus Akazienholz, der zum israelitischen Heiligtum gehörte (1. Mose 25,10-22; 37,1-9). Sie war ca. 1,25 m lang, 75 cm breit und 75 cm hoch. Sie konnte an goldenen Tragstangen transportiert werden. Auf ihrem Deckel (auch Gnadenstuhl genannt) waren zwei Engelgestalten befestigt, die Cherubim. Sie standen sich zugewandt und beschirmten mit ihren Flügeln die Lade.

Die Bundeslade war sehr wertvoll. Gott hatte zwei Künstler namentlich ernannt, ihre Herstellung anzuleiten und ihnen dafür besondere Begabungen geschenkt (2. Mose 31,2-5; 36,1). Nur die kostbarsten Materialien wurden verwendet. Sie kamen noch aus der Beute des Auszugs von Ägypten (2. Mose 12,35). Ihre eigentliche Bedeutung hat die Bundeslade aber nicht wegen ihres Aussehens oder Materialwerts, sondern wegen ihrer besonderen Bedeutung.

Symbol der göttlichen Gegenwart

Die Bundeslade symbolisierte den Thron Gottes und seine unmittelbare Gegenwart. Gott wollte bei seinem Volk wohnen (2. Mose 25,8.9), deshalb wurde das Heiligtum erbaut. An diesem Zentrum der Anbetung fanden Opferrituale statt, die Menschen mit Gott versöhnen sollten. Das Heiligtum war in Israel der Ort, an dem sich Himmel und Erde begegneten (2. Mose 29,43-46). Ein heiliger Ort.

Das Allerheiligste

Die Lade wurde im unzugänglichen hinteren Teil des Zeltheiligtums und später des Tempels aufbewahrt, im Allerheiligsten, hinter einem undurchsichtigen Vorhang (2. Mose 26,33). Niemand durfte sich diesem Ort nähern, sonst würde er oder sie sterben (4. Mose 4,20). Nur der Hohepriester ging einmal im Jahr für ein besonderes Sühneritual dorthin – am Großen Versöhnungstag (Hebräer 9,7).

Was war in der Lade drin?

In der Lade wurden mehrere Dinge aufbewahrt, die an entscheidende Momente der Geschichte der Israeliten erinnerten (Hebräer 9,4):

  • Die Tafeln mit den Zehn Geboten, die Mose auf dem Berg Sinai empfangen hatte und die Gott selbst auf Felsen geschrieben hatte ( Mose 32,15.16).
  • Ein goldenes Gefäß mit Manna, einem Brot, das 40 Jahre lang als Speise übernatürlich vom Himmel gefallen war, um die Israeliten in der Wüste zu versorgen (Mose 16,4.14.15)
  • Der Stab Aarons, des Hohenpriesters. Als dessen Erwählung von einigen in Frage gestellt wurde, ließ Gott als Zeichen den Stab Aarons erblühen, während die Stäbe seiner Gegenspieler nicht sprossten (4. Mose 17,16-25).

Der Aufbau der Lade hatte tiefen Symbolgehalt:

  • Der unsichtbare Gott ist anbetungswürdig (anbetende Cherubim auf der Bundeslade).
  • Er begegnet den Menschen mit Gnade und Versöhnung (Gnadenstuhl, der Deckel der Bundeslade; auch Sühnedeckel, Versöhnungsdeckel genannt).
  • Seine Herrschaft beruht auf Gerechtigkeit (die zwei Steintafeln mit den Zehn Geboten in der Lade).

Der Reiz des Verbotenen?

Ein Teil der Faszination der Bundeslade kommt vielleicht daher, dass man sie nicht ansehen oder berühren durfte.

Nur bestimmte Personen durften sie tragen (4. Mose 4,15) und nur der Hohepriester durfte sich ihr einmal im Jahr nähern (3. Mose 16,2.29-34). Es wird über den Tod von Menschen berichtet, die die Bundeslade nur angesehen hatten (1. Samuel 6,19). Als Jahre später ein Mann namens Usa die Bundeslade berührt, der dazu nicht befugt ist, kostet es ihn ebenfalls sein Leben (2. Samuel 6,7).

Zeichen und Wunder

Immer wieder steht die Bundeslade im Zentrum großer Wundertaten. Als das Volk Israel den Jordan überschreitet, gehen die Priester mit der Bundeslade voran (Josua 3,13). Die Stadt Jericho wird eingenommen, als die Priester, Kriegsheer und Volk mit der Bundeslade in ihrer Mitte mehrere Tage um die Stadt ziehen (Josua 6). Die umliegenden Völker beginnen, die Israeliten zu fürchten – besonders aber auch die Bundeslade, das Zeichen der göttlichen Gegenwart.

Kein Talisman

Doch ist die Bundeslade weit mehr als ein goldenes Maskottchen, das den Israeliten mit seiner bloßen Anwesenheit Glück und Sieg bringt. Als sie sich von Gott abwenden, sind sie den Philistern im Kampf unterlegen – trotz der Lade, die sie bei sich haben. Die Lade wird sogar von den Philistern geraubt und in ihren Tempel gestellt (1. Samuel 5,1). Das sollte den Israeliten wohl eine Lehre sein.

Kein Maskottchen

Gott steckt nicht in einem Gegenstand. Er ist so groß, dass man ihn nicht abbilden kann.

Der Gott der Bibel steckt nicht in einem Gegenstand. Er will auch nicht in Form eines Bildnisses verehrt werden (2. Mose 20,4-6). Die Israeliten hatten den Gegenstand, das Symbol vergöttlicht, statt den lebendigen Gott hinter und über den Dingen zu sehen, ihn zu lieben und ihm zu gehorchen.

Überlegenheit über andere Götter

Bei den Philistern allerdings geschehen doch wundersame Dinge: Die Lade steht im Tempel des Philistergottes Dagon. Dieser liegt daraufhin zerschmettert am Boden seines Tempels, von unsichtbarer Hand gestürzt. Die Philister werden solange von bösen Beulen geplagt, bis sie den Israeliten nach 7 Monaten die Bundeslade wieder zukommen lassen (1. Samuel 5-6). Gott selbst sorgt dafür, dass sie wieder an ihren Ort kommt und zeigt seine Überlegenheit über andere Götter.

Von der Stiftshütte zum Tempel Salomos

Chronologie

  • 1500 v. Chr. Herstellung der Bundeslade
    • 15. – 10. Jh. v. Chr. Die Bundeslade steht (in der Stiftshütte) an einem Ort namens Silo.
  • 962-955 v. Chr. König Salomo erbaut einen Tempel in Jerusalem.
    • 10. – 6. Jh. v. Chr. Die Bundeslade wird im Tempel in Jerusalem aufbewahrt.
  • 587 v. Chr. Eroberung Jerusalems durch die Babylonier. Zerstörung des Tempels.
    • Ab hier keine Spur mehr von der Bundeslade
  • 520 v. Chr. Bau des zweiten Tempels (ohne Bundeslade)
  • 70 n. Chr. Zerstörung des zweiten Tempels durch die Römer

Nachdem die Bundeslade in der Stiftshütte – einem Zeltheiligtum – und später an einem Ort namens Silo aufbewahrt worden war, baute König Salomo in den Jahren 962 bis 955 v. Chr. einen Tempel in Jerusalem. Dort hatte die Lade nun einen permanenten Ort. Dennoch scheint sie noch einmal entfernt worden zu sein – vielleicht unter einem der judäischen Könige, die sich von Gott abgewendet hatten. Bei einer Reform bringt der Jahwe-treue König Josia sie wieder an ihren rechtmäßigen Ort zurück (2. Chronik 35,3).

Verlust der Bundeslade

Als die Babylonier 587 v. Chr. das Südreich (Juda) eroberten, wurde der Tempel Salomos zerstört. Die Juden wurden nach Babylon deportiert. Dabei wurden auch diverse Tempelgeräte mitgenommen. In der detaillierten Auflistung des Inventars findet sich aber nichts von der Bundeslade (2. Könige 25,13-17).

Auch 70 Jahre später, als sie unter Perserkönig Kyrus II. aus dem Exil zurückkehren durften und alle Geräte zurückerhielten, wird nichts von der Bundeslade erwähnt (Esra 1,7-11). Der neue, zweite Tempel, musste offenbar ohne eine Bundeslade auskommen.

Spekulationen über die Bundeslade

Josephus Flavius, ein jüdischer Geschichtsschreiber, schreibt in seinem Buch „Altertümer“, dass Jeremia die Bundeslade versteckt hätte, als Nebukadnezar Jerusalem angriff und anschließend den Tempel zerstörte. Manche Archäologen vertreten deshalb die Auffassung, dass die Bundeslade sich unterhalb Jerusalems in einer verschütteten Höhle befindet. Andere meinen, Jeremia hätte sie in Höhlen östlich von Jerusalem verborgen.

Laut 2. Makkabäer 2,4-8 (das ist ein Buch aus den Apokryphen) hätte Jeremia sie in einer Höhle jenes Berges versteckt, von dem aus Mose über den Jordan in das Land Kanaan geschaut hatte (5. Mose 32,49; 34,1-4). Da sie vollständig mit Gold überzogen wurde, kann sie nicht verrottet sein und müsste also noch vorhanden sein. Die Bibel macht aber keine Aussage darüber.

Warum kam die Bundeslade nicht in den zweiten Tempel?

Über die Frage, warum Gott die Bundeslade in ihrem Versteck gelassen hat, statt sie in den neu erbauten (zweiten) Tempel zurückbringen zu lassen, kann man nur spekulieren. Vielleicht wollte er verhindern, dass die heidnischen Herrscher, die damals über Juda herrschten, sie entweihten.

Vielleicht sollte die Abwesenheit der Lade aber auch auf folgendes hinweisen: Als Jesus gekreuzigt wurde, zerriss der Vorhang zum Allerheiligsten „in zwei Stücke von oben an bis unten aus” (Matthäus 27,51). Gott selbst zerriss den Vorhang zum Allerheiligsten – und es stand leer. Gottes Gegenwart hatte den Tempel verlassen. Dieses Zeichen zeigte an, dass der Tempel und seine Opfer seit der Kreuzigung keine Bedeutung mehr hatten.

Jesus ist wichtiger als die Bundeslade

Der Prophet Haggai macht eine erstaunliche Aussage über den zweiten Tempel: „Es soll die Herrlichkeit dieses neuen Hauses größer werden, als die des ersten gewesen ist” (Haggai 2,9). Wie kann das sein, wenn doch im zweiten Tempel das Wichtigste fehlte, die Bundeslade? Bei seinem Bau erschien den Jüdäern das neue Tempelgebäude „wie nichts” (Haggai 2,3) im Vergleich zum Vorigen.

Die Prophezeiung lässt sich wohl nur so erklären, dass Gott selbst in Menschengestalt diesen Tempel besuchen würde (siehe auch Maleachi 3,1). Die Anwesenheit von Jesus verlieh dem zweiten Tempel mehr Herrlichkeit als dem ersten. Dafür war keine Bundeslade mehr nötig. Sie hätte vielleicht sogar eher von Jesus abgelenkt.

Die Bundeslade – nicht mehr benötigt

Dazu passt auch eine Aussage, die der Prophet Jeremia einmal gemacht hat und in der der Verlust der Bundeslade scheinbar vorhergesehen wird:

„… in jenen Tagen [soll man] nicht mehr sagen: Die Bundeslade des HERRN. Man wird ihrer nicht mehr gedenken noch nach ihr fragen noch sie vermissen; und sie wird nicht wieder gemacht werden. Sondern zu jener Zeit wird man Jerusalem nennen »Des HERRN Thron«, und es werden sich dahin sammeln alle Völker um des Namens des HERRN willen zu Jerusalem, …“ (Jeremia 3,16.17).

Jeremia sieht voraus – oder weiß -, dass die Bundeslade nicht mehr da sein wird und man nie wieder eine herstellen oder benötigen würde.

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Nur ein Symbol, nicht das Eigentliche

Die symbolischen Aussagen des Heiligtums sind wichtiger als die Gegenstände selbst. Ohne diese geistlichen Wahrheiten wäre der Tempel nur ein Gebäude und die Bundeslade nur ein vergoldeter Akazienholzkasten gewesen. Das alles war nur Anschauungsmaterial und Erinnerungshilfe. Als Jesus kam, machte er den Menschen klar, dass es letztlich darum geht, Gott „im Geist und in der Wahrheit“ anzubeten (Johannes 4,19-24). Darunter versteht man, dass ein gläubiger Mensch von Herzen mit Gott verbunden ist.

Von der Lade ins Herz

In der Bundeslade waren unter anderem die beiden Steintafeln mit den Zehn Geboten.

Allerdings hatte Jeremia angekündigt, dass Gott einen neuen Bund mit uns Menschen schließen will, bei dem seine Gebote nicht mehr auf zwei Steintafeln stehen, sondern im Herzen des Gläubigen geschrieben werden (Hebräer 8,8-13).

Es ist dasselbe Gesetz, nur der Ort, wo es aufbewahrt wird, hat sich geändert. Es reicht eben nicht, wenn wir Gottes Willen schriftlich haben, er aber nicht in uns lebt und nicht unser Wollen, Denken und Fühlen bestimmt.

Das Heiligtum im Himmel

Das Eigentliche

Das himmlische Heiligtum ist für uns wichtig. Dort ist der eigentliche Ort der Versöhnung und der wahre Thron Gottes.

Nicht das Heiligtum auf der Erde ist demnach für uns wichtig, sondern das himmlische Heiligtum (Hebräer 8,1.2). Das irdische Heiligtum wurde schließlich nur nach dem Vorbild des himmlischen erbaut (2. Mose 25,8.9.40). Es ist wie ein Abbild und Schatten dessen, was wirklich zählt. Im Himmel ist der eigentliche Ort der Versöhnung und der wahre Thron Gottes. Dort ist auch Jesus Christus, der als unser wahrer Hohepriester fungiert. Das Irdische sollte nur symbolisch darauf hinweisen (Hebräer 9,24).

Die Lade im Himmel zählt

Im letzten Buch der Bibel, der Offenbarung, wird viel darüber gesprochen, was im Himmel, also in Gottes Gegenwart, stattfindet und wie es dort ist.

Dort erfahren wir, dass sich eine Bundeslade im Tempel Gottes im Himmel befindet (Offenbarung 11,19), also im himmlischen Original-Heiligtum (das irdische existiert ja auch gar nicht mehr). Dorthin wird unser Blick gelenkt.

Selbst wenn man also irgendwann einen goldenen Holzkasten ausgraben würde, hätte das für Christen gar keine so große Bedeutung. Ihre Aufmerksamkeit liegt auf Gott selbst und auf Jesus, der Mensch geworden ist, um Himmel und Erde zusammenzubringen.

Fazit

Der Verbleib der Bundeslade ist unklar. Es gibt zwar Annahmen, diese aber sind widersprüchlich und deren Glaubwürdigkeit ist schwer einzuschätzen. Da der Tempel und seine Dienste seit dem Kreuzestod Jesu ihre Funktion für uns verloren haben, dürfen wir unseren Fokus auf das Heiligtum im Himmel richten. Dort ist der Thron Gottes, für den die Bundeslade Israels nur ein Symbol war. Dort ist auch Jesus Christus, auf den alle Opfer und Tempelgegenstände letztlich hinwiesen.

Zum Nachdenken

  • Warum übt die Bundeslade so eine große Faszination auf viele Menschen aus? Was verbinden wir mit ihr? Was erhoffen sich Menschen davon, sie zu finden?
  • Das irdische Heiligtum ist nur ein Abbild und Schatten des eigentlichen Heiligtums im Himmel. Warum hat Gott auf der Erde so eine Stätte der Begegnung und Versöhnung einrichten lassen?
  • Was würde sich ändern, wenn jemand die Bundeslade heute finden würde?


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