Wie gesagt, das ist nicht außergewöhnlich. Aber für den, der einen geliebten Menschen durch den Tod verloren hat, für den ist es außergewöhnlich. Der Schmerz ist grausam. Alles tut weh. Die Trauer schnürt dir die Kehle zu. Du kannst kaum atmen. Alle Muskeln schmerzen. Der Kopf zerspringt beinahe. Dir ist schlecht. Du magst nichts essen, nichts trinken. Und du willst nicht akzeptieren, dass dieser Mensch, der dir so wichtig war, einfach nicht mehr da ist. Auch wenn dein Kopf weiß, dass tausend andere genauso leiden wie du – dein Herz schreit auf, und du fühlst dich allein gelassen, verwaist. Du spürst, dass kein anderer diesen Schmerz mitempfinden kann, denn es ist dein ganz persönlicher Schmerz. Vergeblich suchst du nach einem Mittel, das diesen Schmerz lindert. Du schüttest dich mit Arbeit zu, dröhnst dir die Ohren mit lauter Musik voll oder stürzt dich in Computerspiele, die deine ganze Aufmerksamkeit fordern. Diese Narkose hilft für kurze Zeit, aber nicht auf Dauer, und hinterher tut es doppelt und dreifach weh. Tausende trauern in unserer Stadt, in unserem Land, auf unserem Planeten. Hilflos stehen wir dem Tod gegenüber, denn er schlägt zu, wo er will, und eines Tages wird er auch mich treffen. Oder dich.
Wenn wir eine Hiobsbotschaft erhalten, dann sind wir erst einmal starr, wie gelähmt. Ob der Chef sagt: „Sie sind gefeuert“, oder ob der Ehemann gesteht: „Du, ich habe mich in eine andere Frau verliebt und ziehe zu ihr“, oder ob der Sohn das Familienauto zu Schrott gefahren hat und nun im Krankenhaus liegt – wenn so etwas Schlimmes passiert, dann stehen wir unter Schock. Schock ist die Notbremse der Seele. Wir wären nicht in der Lage, solch ein Unglück zu verkraften, wenn es ungebremst über uns hereinbräche wie eine Riesenwelle.
Der Schock verschafft uns eine Pause. Unsere Seele geht auf Distanz. Wir stehen erst einmal neben uns. Und wir weigern uns, dieses Schlimme zu akzeptieren. Wir sagen: „Das kann nicht wahr sein! Das passiert jetzt nicht wirklich! Das ist nur ein böser Traum.“
Aber ein Schock ist auch gefährlich. Jetzt brauchen wir Wärme und Ruhe. Wir brauchen Menschen, die für uns denken und uns in ihr Verständnis und ihre Anteilnahme einhüllen. Wir brauchen Menschen, die uns stützen und halten. Und wenn niemand da ist, der uns hilft und auffängt? Das ist bitter!
Doch ich habe erlebt: Auch in diesem Schockzustand war ich nicht ganz und gar verlassen. Plötzlich war jemand neben mir, auch wenn ich ihn nicht sehen und hören konnte. Ich habe gerufen: „Gott, bist du da? Jetzt brauche ich dich ganz dringend! Halte mich fest!“ Und ich wurde gehalten. Egal, wie du dir Gott bisher vorgestellt hast – bitte ihn um Hilfe! Er kann dich stützen.