Das letzte Buch der Bibel wird oft „die Offenbarung des Johannes“ genannt. Aber dieser Titel stimmt eigentlich nicht. Nicht Johannes offenbart hier etwas, sondern Gott zeigt uns durch Jesus Christus, was die Zukunft bringt. Außerdem schildert uns die Offenbarung Jesus selbst. Er war nicht nur ein großartiger Mensch, Lehrer, Prophet und Religionsstifter. Er ist der Herr des Universums, der Sohn Gottes, der Macht hat über Leben und Tod, der Erlöser und Richter ist.
Johannes erhält diese Offenbarung von einem Engel und gibt sie weiter. Er ist der Prophet, der für Gott zu uns redet. Gott will dem Leser zeigen, was „in Kürze“ geschehen „muss“, damit sein Plan der Erlösung verwirklicht werden kann. Dieser prophetische Ausblick reicht also von der Zeit der frühen Christen bis zur Wiederkunft Jesu und der neuen Erde. Dabei beschäftigt sich der erste Teil dieses Buches mit dem gesamten christlichen Zeitalter aus unterschiedlichen Blickwinkeln, während der zweite Teil mehr auf die Ereignisse der Endzeit eingeht. Dem Leser soll bewusst werden, dass Gott gegenwärtig ist und alles unter Kontrolle hat. Nichts geschieht auf dieser Erde, das er nicht schon vorausgesehen hat und letztlich zum Guten lenkt. Diese beiden Aspekte der Offenbarung werden auch in Offenbarung 1,7.8 deutlich.
Wer ist dieser Johannes, der die Visionen für uns niedergeschrieben hat? Ohne Zweifel handelt es sich hier um den Jünger Jesu, dem die Bilder der Offenbarung im hohen Alter von Gott gezeigt wurden (Offenbarung 1,1.4.9). – Kaiser Nero (54-68 n. Chr.) hatte schon viele Jahre vorher die Christen in Rom verfolgt. Kaiser Domitian (81-96 n. Chr.) ging einen Schritt weiter. Er erklärte sich selbst zum Gott und verlangte auch von den Christen, dass sie vor seinen Statuen Rauchopfer darbringen sollten. Normalerweise herrschte im Römischen Reich Religionsfreiheit – nun aber mit einer Ausnahme: Man musste den Kaiser als zusätzlichen Gott verehren. Dann konnte man seine eigene Religion ungehindert ausüben. Schon damals führte also die Verbindung von Religion und staatlicher Macht zu Gewissenszwang und Verfolgung.
Weil die meisten Christen sich weigerten, Domitian als Gott zu verehren, bestrafte der Kaiser sie manchmal mit dem Tod, oft aber auch mit Verbannung. Sogar seine Frau Domitilla, die Christin war, verbannte er auf eine Insel. Weil Johannes hohes Ansehen unter den Menschen von damals genoss, wagte Domitian nicht, ihn töten zu lassen und verbannte den hochbetagten Apostel auf die kahle Felseninsel Patmos. Sie ist etwa 16 x 9,6 Kilometer groß und liegt 70 Kilometer von Ephesus entfernt im Ägäischen Meer. Domitians Verfolgung begann 95 n. Chr. und endet schon ein Jahr später bei seinem Tod. In dieser Zeit zeigte Jesus seinem Jünger, wie die Kirchengeschichte bis zum Weltende verlaufen wird.
Vertraue ich darauf, dass Gott auch in meinem Leben alles unter Kontrolle hat?